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Vietnam
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Strassencoiffeur Nachdem ich mich in Thailand an die asiatische Lebensart angetastet habe, wagte ich den Sprung nach Vietnam (Thailand gilt unter Reisenden als Asien für Einsteiger) und tatsächlich, dieses Land unterscheidet sich deutlich vom bisher Gesehenen. Vietnam ist noch eine Stufe ärmer als Thailand und gehörte angeblich bis vor ein paar Jahren zu den ärmsten dieser Welt. Jeder versucht deshalb, aus wenig etwas zum Leben zu machen und es gibt folglich sehr viele Strassenhändler, die verkaufen, was sie gerade haben. In den Städten gibt es sogar Strassencoiffeure, die auf dem Trottoir einen Stuhl und an der Mauer gegenüber einen Spiegel hinstellen, um so ihr tägliches Brot zu verdienen. Da bei mehr als 80 Millionen Einwohnern so mancher den Erwerbszweig als Strassenhändler gewählt hat und unsereins, als westlicher Tourist, auffällt, wie ein bunter Hund, buhlen immer und überall ein paar um meine Gunst. Da auch hier der Kaufkraftunterschied zum Westen ähnlich gross ist, wie in Thailand, versuchen es die Vietnamesen schon mal mit dem drei- bis fünffachen des normalen Preises oder wenden andere Tricks an, um das Geschäft noch rentabler zu gestalten (Rückgeld immer gut kontrollieren, da z.B. die 2'000er und die 20'000er Dong-Note sehr ähnlich aussehen).

Vietnam besitzt ein faszinierendes Ambiente: Hier trifft sich Asien mit West und Ost! In diesem Land ist die asiatische Lebensart mit einer Prise französischer vermischt, da fast 100 Jahre Kolonialzeit (1858 bis 1954) nachhaltige Spuren hinterlassen haben, die vor allem in städtischen Gegenden noch zu spüren sind. Ein Detail sind zum Beispiel die Fahrzeugschilder, die nach französischem Vorbild mit Nummern für die verschiedenen Gebiete (Arrondissements) versehen sind. Viel markanter ist jedoch, dass es vielerorts "Baguette" und "Pain au Chocolat" zu kaufen gibt, dass man Restaurants und Cafés mit wohlklingenden, französischen Namen, wie z.B. "Au Lac", "Le Café des Arts", findet und dass der Baustil der Häuser in manchen Quartieren massgeblich von unserem westlichen Nachbarn beeinflusst wurde. Dies war der Westen - und warum Osten? Nun, Vietnam wird, seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich, kommunistisch geführt, wobei der südliche Teil des Landes während der Zeit der Trennung in Nord- und Südvietnam (1954 - 1975) westlich orientiert war. Propagandaplakat Der kommunistische Führungsstil ist das Erbe von Ho Chi Minh, welcher bereits im Jahre 1925 eine erste marxistische Gruppe zum Widerstand gegen die französische Bevormundung gründete und daher die Unterstützung der politisch östlichen Welt genoss. Im täglichen Leben lassen einen noch die mancherorts anzutreffenden Propagandaplakate, die vereinzelt wehenden Fahnen der Sowjetunion (nur zusammen mit der vietnamesischen, welche auch ganz in rot gehalten ist, jedoch mit einem gelben Stern in der Mitte), nach Ostblock-Manier uniformierte Soldaten und Sicherheitsleute und etliche ältere Lastwagen aus DDR- (IFA) und russischer Produktion (Kamaz) den Kommunismus spüren. Strassenbild mit IFA Der IFA-Lastwagen (Produktionsende kurz nach dem Mauerfall) scheint hier die Zulassungsstatistik noch immer anzuführen, wobei er aber in Zukunft vermutlich von der neueren Konkurrenz aus Korea und Japan stark unter Druck geraten wird..
Durch das gänzliche Fehlen des vierrädrigen Privatverkehrs fühlt man sich in Vietnam (insbesondere auf dem Lande) um Jahrzehnte zurückversetzt. Dazu tragen natürlich der kommunistische Führungsstil, der korrupte Beamtenstaat (angeblich versickern um die 20 Prozent der Staatsgelder in privaten Taschen) und die sich seit des Krieges in den 70iger Jahren nur langsam erholende Wirtschaft auch das ihre dazu bei. Highway 9 Westliche Investoren und Produkte haben mittlerweilen auch in Vietnam Fuss gefasst, aber erst am Ende meiner Reise in Saigon (Ho Chi Minh City) ist mir aufgefallen, dass Mc Donald`s, Burger King oder Starbucks Coffee (noch) durch Abwesenheit glänzen.
Das Strassenbild in ländlichen Gegenden wird vor allem von Fahr- und Motorrädern dominiert. Zwischendurch ist auch mal ein Lastwagen oder Bus zu sehen. In dichter besiedelten Regionen gibt es natürlich mehr Busse und auch Taxis, wobei dort nun auch einzelne Privatautos das Strassenbild "bereichern".

Bauern auf im Reisfeld Die meisten Bauern bearbeiten ihre Felder noch von Hand oder mit Hilfe eines Ochsen. Kleingeräte oder gar Traktoren sind eher selten zu sehen (Bild: Die Ausnahme bestätigt die Regel..). Auch wenn die meisten Vietnamesen noch eher arm sind, haben es doch schon ein paar zu einem gewissen Vermögen gebracht. Im Moment ist aber die Wohlstandsschere noch weit geöffnet: Von slumähnlichen Hütten bis zu moderneren Häusern ist alles zu finden, wobei viele Menschen noch in sehr bescheidenen Verhältnissen leben, oft sogar ohne fliessend Wasser.

Strassenbild Hanoi Wieviele Personen sitzen drauf? Der Verkehr in Bangkok war für meine Begriffe schon relativ wild und ich dachte, das "Schlimmste" gesehen zu haben.. Von wegen! Auf Hanois Strassen geht es zu, wie vor einem Bienenhaus! Da zwängen sich unzählige Fahr- und Motorräder hupend durch die engen Gassen und auf den Kreuzungen herrscht das Gesetz des Stärkeren und Läuteren: Busse und Taxis bahnen sich (ebenfalls hupend) ihren Weg durch die Schar Zweiräder und diese überqueren, ihrerseits hupend, mal links, mal rechts die Kreuzung. Unfälle habe ich erstaunlicherweise wenige gesehen; Trotzdem wird es den Touristen abgeraten, sich selber mit einem Motorrad ins Getümmel zu stürzen, solange man die lokalen, ungeschriebenen Gesetze nicht kennt.

Ho Chi Minh Mausoleum Grosser Beliebtheit erfreut sich in Hanoi das Ho Chi Minh Mausoleum. Seit der Fertigstellung im Jahre 1975 ist darin die einbalsamierte Leiche des 1969 verstorbenen Ho Chi Minh, welcher Vietnam in die Unabhängigkeit von Frankreich führte, zur täglichen Besichtigung und Ehrerbietung aufgebahrt. Das heisst, in Tat und Wahrheit liegt er nur neun Monate da, weil er jeweils drei Monate pro Jahr nach Russland in Kur muss. Lange Menschenschlangen pilgern täglich unter den strengen Blicken von Sicherheitspersonal und Soldaten durch das Mausoleum.

königliche Stadt Hué Minh Mang Tomb Ungefähr in der Mitte des sich über 1`500 Kilometer erstreckenden Landes liegt Hué. Dieser Ort war unter der Nguyen-Dynastie zwischen 1802 und 1945 Vietnams politische Hauptstadt. Diese Dynastie hinterliess Hué eine königliche Stadt mit sehr vielen historischen Gebäuden. Leider nahmen über die Jahre viele Bauten durch Umwelteinflüsse Schaden und zudem wurde ein Grossteil der Stadt während des Vietnamkrieges zwischen 1964 und 1975 von den Amerikanern zerbombt, so dass heute nur noch wenige Gebäude zu sehen sind. Südlich von Hué befinden sich verschiedene Tempel- bzw. Gräberanlagen aus der Zeit der Nguyen-Dynastie, von welchen einzelne wirklich sehenswert sind. Mir hat vor allem die abgebildete Minh Mang Tomb sehr gut gefallen.

Tunnel von "Vinh Moc" Etwa hundert Kilometer nordwestlich von Hué befindet sich der Ben Hai River, welcher zwischen 1954 und 1975 die ehemalige Grenze zwischen Nord- und Südvietnam bildete. Dieses Gebiet war während des Vietnamkrieges schwer umkämpft. Heute zeugen nur noch das Khe Sanh Combat Base Museum, unzählige verrostete Hülsen von Bomben, die sich bei Alteisenhändlern stapeln, und die eindrucksvollen Tunnel von "Vinh Moc" von dieser tragischen Zeit. Diese knapp drei Kilometer langen, unterirdischen Gänge wurden innert nur 18 Monaten von der lokalen Bevölkerung gebaut, um darin vor dem Bombenhagel der Amerikaner Schutz zu finden. Angeblich wurden während diesen Jahren mehr Bomben über Vietnam abgeworfen, als im zweiten Weltkrieg über ganz Europa! Die letzten Opfer unter der Bevölkerung sind immer noch nicht gezählt, da noch unzählige Blindgänger und gar unausgelöste Minen in abgelegenen Gebieten auf ein Opfer warten. Viele Leute leiden zudem noch heute an den Folgen der Giftgaseinsätze (Napalm, Agent Orange usw.). Bleibt zu hoffen, dass die kriegsgeneigten Nationen dieser Welt etwas aus diesem tragischen Kapitel gelernt haben, für welches Vietnam noch heute den Preis zahlt..

Altstadt Hoi An Etwas weiter südlich von Hué liegt der Ort Hoi An, welcher eine Altstadt aus dem 17. Jahrhundert besitzt (UNESCO Welterbe). Der Charme der Gassen und Häuser entlang des Thu Bon Rivers ist bezaubernd. Neben vielen Händlern für dies und das, finden sich in den Häusern des historischen Hoi An auch etliche Schneider und Handwerker, die angeblich zu günstigen Preisen gute Arbeit leisten. Viele Touristen lassen sich deshalb bei ihrem Aufenthalt in dieser malerischen Stadt etwas schneidern.

Ruinenstadt "My Son" 35 Kilometer ausserhalb von Hoi An befindet sich "My Son", eine Ruinenstadt der Cham-Dynastie aus dem 7. Jahrhundert. Aufgrund ihres Alters, aber auch durch die unzähligen Bomben während des letzten Krieges, sind viele Gebäude bzw. Tempel weitgehend zerstört. Trotzdem finden sich hier noch ein paar mehr oder weniger intakte Gebäude, die einen Besuch wert sind.

Küste Vietnams Abgesehen von seinen geschichtlichen Zeitzeugen besticht Vietnam durch eine wunderschöne, meist hügelige Landschaft und einer bezaubernden Küste mit kilometerlangen Sandstränden, die noch nicht von Touristen überschwemmt sind. Es wird aber angenommen, dass sich dies in den nächsten Jahren ändern und sich der Tourismus ähnlich dem in Thailand entwickeln wird.


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3005-80605; Erstellungsdatum: 9. Juni 2005; Letztes Aktualisierungsdatum: 27. Juni 2005 © Peter Baumgartner 2005